Hochwasserübung “Septemberflut” am 25. und 26. September 2004

München – Das Übungsgelände für die zweitägige Hochwasserübung,
an der neben dem THW OV München-Mitte verschiedene Organisationen teilnahmen
– befand sich in und um die Regattastrecke und den Regattasee, welche in unmittelbarer
Nähe zueinander, nördlich von München gelegen sind.

Ausgangslage am Samstag, den 25. September, dem ersten Übungstag: “Anhaltende,
starke Regenfälle haben in weiten Teilen Bayerns zu großflächigen Überschwemmungen
geführt. Seit einigen Stunden sind daher Feuerwehren, Rettungsdienst und
Katastrophenschutzeinheiten im Einsatz. Am Vormittag ergeht der Einsatzbefehl
an den THW-Ortsverband München-Mitte.” Die Helfer des 1. Technischen
Zuges, Teile des 2. Technischen Zuges, die Fachgruppe Elektroversorgung sowie
die Fachgruppe Führung- und Kommunikation treffen sich in der Unterkunft
zur Lagebesprechung. Auch das Küchenteam wird alarmiert, dieses soll die
kommenden zwei Tage alle Helfer im Einsatzgebiet verpflegen. Weiterhin hat
die Bundeswehr spontan Kräfte zur Unterstützung gestellt, die dem
1. Technischen Zug direkt unterstellt sind und sich aus zehn Angehörigen
der 1./Infanterie-RK München-Nord rekrutieren. Drei zusätzliche BW-Kameraden
werden die Küchenmannschaft verstärken. Es folgt eine Lagebesprechung
in der Unterkunft des Ortsverbandes. Der Einsatzleiter erläutert erste
Bilder aus dem Einsatzgebiet und weist auf Besonderheiten und Gefahren hin.
Gegen 15 Uhr verlassen alle Einheiten die Unterkunft und treffen sich am Stützpunkt
in Einsatznähe, der vor Übungsbeginn bereits erkundet worden war.
Sofort konnte mit dem Lageraufbau, dem Aufbau eines Meldekopfes für die
Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und dem Aufbau und Betrieb einer
Einsatzleitung und eines Bereitstellungsraumes begonnen werden. Währenddessen
treffen alle an der Übung beteiligten Kräfte ein, die DLRG mit zwei
Wasserrettungszügen aus ganz Oberbayern und die Freiwillige Feuerwehr
Oberschleißheim.

Erste Aufträge erreichen die Helfer, so meldet beispielsweise ein Bewohner
einen leblos wirkenden, treibenden Körper im See oder mit Gefahrgut befüllte,
schwimmende Fässer im Fluss. Nach einer Weile jagt ein Auftrag den anderen
und die Helfer geraten zunehmend unter Druck – wie in der Realität. Langsam
wird es dunkel und es muss zunehmend an die Beleuchtung der Einsatzstellen
gedacht werden, zumal nun zwei komplexere Aufträge folgen: Ein Bergeturm
soll im Regattasee, am Ende eines Steges aufgebaut werden und ein Tonnensteg
wird in der Regattastrecke benötigt. Beim Bau des Bergeturms werden Taucher
der DLRG eingesetzt um die Unterwasserarbeiten, unter Anweisung der THW-Helfer,
zu übernehmen. Gegen 23.30 Uhr endet der Einsatz für das THW und
nach dem Abend- bzw. Nachtessen treffen sich die Helfer zu einer Besprechung
und erholen sich anschließend für den nächsten Übungstag.

Zweiter Übungstag: Nach dem Frühstück, gegen 08.00 Uhr geht
die Katastrophenschutzübung am Sonntag weiter. Heute nimmt auch der Malteser
Hilfsdienst an der Übung teil. Zwischenzeitlich sind etwa 35 Statisten
eingetroffen, die auf ihre Rolle als Verletzte vorbereitet werden. Geschminkt
und mit verschiedenen Verletzungen versehen, werden sie in den am Abend zuvor
gebauten Bergeturm mit drei Stockwerken auf dem Regattasee gebracht, der nun
ein Wohnhaus darstellt. Da das Haus nur noch über Wasser erreichbar ist,
müssen die verletzten Bewohner mit Rettungsbooten geborgen werden. Die
Aufgabe erschwert sich dahingehend, dass einige von ihnen nur liegend transportfähig
sind und sich teilweise im Schockzustand befinden. Mit DLRG- und THW-Booten
geht es dann zu einem am anderen Ende des Sees gelegenen, vom THW zuvor gebauten
Steg. Dort warten bereits die Kollegen vom Malteser Hilfsdienst mit ihren Rettungsfahrzeugen
zum Abtransport der Verletzten in die nächsten Krankenhäuser. Zeitgleich
muss von der zweiten Einsatzstelle aus, an der Regattastrecke – dem tags zuvor
gebauten Tonnensteg – ein brüchiger Deich am gegenüberliegenden Ufer
mit Folie und Sandsäcken gesichert werden. Das Ufer ist nicht mit dem
Auto zu erreichen und so transportieren Boote das Personal, die Sandsäcke
und anderes benötigtes Material. Die Unterwasserarbeit übernimmt
das Taucherteam der DLRG. Weitere Aufträge mussten kontinuierlich und
während der gesamten Übung abgearbeitet werden. Die Koordination
von Einsatzkräften und -gerät ist durch die Menge der anfallenden
Arbeiten an verschiedenen Einsatzstellen von großer Bedeutung.

Das primäre Übungsziel war jedoch die Zusammenarbeit der Rettungskräfte
der verschiedenen Organisationen im Katastrophenfall untereinander. Während
in der Vergangenheit schon öfter Übungen gemeinsam mit der Feuerwehr
stattgefunden haben, waren die Kollegen von der Bundeswehr und der DLRG erstmals
in eine Katastrophenschutzübung mit dem THW Ortsverband München-Mitte
involviert. Die vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit der
teilnehmenden Organisationen, ob Bund oder kommunale Organisation oder Verein,
wurden aufgezeigt und sollen in Zukunft durch weitere Übungen verstärkt
und vertieft werden – gerade im Rückblick auf die Hochwasserkatastrophe
in den neuen Bundesländern im Jahr 2002.